Hinweis: Unsere Website befindet sich gegenwärtig noch im Umbau-Stadium
 Kompetenz-Netzwerk
Gefährdungsbeurteilung psychische Belastung (PGB) § 5, ArbSchG i.G.
unabhängig - kompetent - praxisorientiert
Info-Telefon: 089-818 968 84  (10.00 - 16.00 Uhr)                                                                                                                                  E-Mail: info@bv-pgb.de

News Room

News-Room - für Sie gelesen:

  • Die Bundesregierung will eine Offensive für psychische Gesundheit am Arbeitsplatz starten.

    Immer mehr Menschen in Deutschland fehlen wegen psychischer Krankheiten im Job. Experten erwarten neue Belastungen durch Corona. Nun will die Bundesregierung noch in diesem Jahr mit einer umfassenden Strategie gegensteuern und eine Offensive für psychische Gesundheit am Arbeitsplatz starten. Das kündigte Bundesarbeits-minister Hubertus Heil (SPD) an.


    Heil erwartet realistischerweise auch Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die psychische Gesundheit vieler Menschen. "Das wird eine ganze Menge psychosozialer Folgen haben", sagte Heil.  Die Krise sei für viele Menschen ein Einschnitt und belaste die Psyche. Dies müsse langfristig bearbeitet werden.


    Leider mit keinem Wort erwähnt hat der Bundesminister Hubertus Heil die Tatsache, dass mit der Gefährdungs-beurteilung psychischer Belastung, seit 2014 gemäß § 5 ArbSchG Pflicht für alle 3,5 Mio. Arbeitgeber, ein sehr wirkungsvolles Verfahren existiert, mit dem psychische Fehlbelastungen im Arbeitsprozess systematisch analysiert, durch konkrete und nachhaltige Verbesserungsmaßnahmen minimiert und der gesamte Prozess für die Prüfbehörden dokumentiert werden müssen. 


    >>>Hier geht es zum ganzen Artikel

  • Studie benennt elf krankmachende psychische Belastungen in der Arbeitswelt
  • Wie steht es um das Wohlbefinden von Führungskräften?
  • Die Mehrheit der Deutschen hat Angst vor Arbeitsunfähigkeit
  • DAK-Psychoreport 2019: dreimal mehr Fehltage als 1997
  • Die besten Chefs der Welt tun diese 10 Dinge – laut Google
  • Psychische Belastung fällt bei Gefährdungsbeurteilung oft unter den Tisch
  • Autoimmunerkrankungen: Stress macht mürbe
  • Arbeitsbelastung: Ihr Bürojob bringt Sie noch ins Grab
  • Neue internationale Klassifikation: WHO definiert Burn-out erstmals als Syndrom

Die Bundesregierung will eine Offensive für psychische Gesundheit am Arbeitsplatz starten.

Das kündigte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) in Teltow an. "Wir werden das dieses Jahr starten", sagte Heil beim Besuch einer Reha-Einrichtung.


Heil erwartet auch Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die psychische Gesundheit vieler Menschen. "Das wird eine ganze Menge psychosozialer Folgen haben." Die Krise sei für viele Menschen ein Einschnitt und belaste die Psyche. Dies müsse langfristig bearbeitet werden.


Beteiligt an der Offensive sollten auch Familienministerin Franziska Giffey (SPD) und Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sein. "Wir brauchen eine umfassende Strategie", sagte Heil. Im Kampf gegen das Problem müsse Arbeitsmarktpolitik, Arbeitsschutz und Gesundheits- sowie Familienpolitik Hand in Hand gehen.


Die Zahl der Tage mit Arbeitsunfähigkeit nach Krankschreibungen steigt seit Jahren an - allein zwischen 2008 und 2016 um mehr als 60 Prozent. Besonders stark nahmen Krankheitstage wegen psychischer und Verhaltensstörungen zu - um fast 125 Prozent. Bei Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems und des Bindegewebes - nach wie vor die häufigste Ursache - betrug die Zunahme nur 62 Prozent.


Psychische Belastungen am Arbeitsplatz könnten unterschiedliche Ursachen haben, so Heil. Auch frühkindliche Belastungen, Traumatisierung, genetische Disposition, aber auch körperliche Erkrankungen könnten eine Rolle spielen. "So komplex das Bild ist, so komplex muss die Strategie dagegen sein." Beteiligt an der geplanten Offensive würden etwa die Rentenversicherung als Trägerin von Reha-Leistungen, die Unfallversicherung und Selbsthilfe-Organisationen.

Zentral sei es zunächst, das Thema psychischer Leiden "aus der gesellschaftlichen Tabuecke" zu holen. "Wir fangen an mit einer Aufklärungskampagne", sagte Heil. Nicht getan sei es mit ein paar einfachen Regelungen wie etwa in einer Anti-Stress-Verordnung. So eine Verordnung wird seit Jahren von Gewerkschaften gefordert.


In der Corona-Krise könnten die Menschen darauf vertrauen, dass ihnen auch geholfen werde, wenn sie nach der Akutphase noch weiter unter einer Covid-19-Erkrankung leiden, sagte die Präsidentin der Deutschen Rentenversicherung, Gundula Roßbach. Das gelte auch für psychische Folgen. "Wir bieten auch Post-Covid-Rehabilitation." Im Jahr 2019 erbrachte die Rentenversicherung rund 1,05 Millionen medizinische Reha-Leistungen - 2000 waren es erst 836.000.


Experten erwarten steigende Reha-Zahlen infolge der Corona-Pandemie. "Das Ganze rollt auf uns zu, wenn Corona vorbei ist", sagte der Chefarzt der Abteilung Kardiologie des Reha-Zentrums Seehof in Teltow, Eike Langheim.

Roßbach sagte, die Rentenversicherung unterstütze private Reha-Träger in der Krise mit rund 400 Millionen Euro. An diesem Mittwoch will das Bundeskabinett nach Heils Angaben das in dem Bereich maßgebliche Sozialdienstleister-Einsatzgesetz verlängern.


Quelle: dpa-infocom, dpa:200907-99-466251/2

Studie benennt elf krankmachende psychische Belastungen in der Arbeitswelt

Berlin – Elf Arbeitsbedingungen, die mit einem erhöhten Erkrankungsrisiko verbunden sind, haben Wissenschaftler der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg identifiziert. „Unser Ziel war, diejenigen Krankheiten genauer anzusehen, die in Folge bestimmter physiologischer Veränderungen unter Stress entstehen“, erläuterte die Arbeitsgruppen¬leiterin Renate Rau. Dazu suchten die Forscher auch nach verschiedenen Merkmalen, die gute Arbeit ausmachen. „Die Frage war:

Können diese Merkmale bei schlechter Ausgestaltung am Arbeitsplatz zu einer Erkrankung führen?“, so Rau.

Die Analyse ist ein Projekt der Initiative Gesundheit und Arbeit (iga). Dieses wird getragen vom Dachverband der Betriebskrankenkassen (BKK), der Deutschen Gesetzlichen Unfall-versicherung (DGUV), dem AOK-Bundesverband und dem Verband der Ersatzkassen (vdek).

Die Studienauswertungen und die systematische Zusammenfassung von Metaanalysen zeigte, dass es gesicherte Erkenntnisse zu elf psychische Arbeitsbelastungen gibt, die potenziell die Gesundheit gefährden. „Dabei müssen Mitarbeiter noch nicht einmal krank werden, um weniger effizient zu arbeiten. Es reicht, dass durch schlecht gestaltete Arbeitsbelastungen die Leistungsvoraussetzungen der Mitarbeiter beeinträchtigt werden“, so Rau.

Die elf krankmachenden Belastungen sind laut Studie:

  • hohe Arbeitsintensität
  • geringer Handlungsspielraum
  • geringe soziale Unterstützung
  • Ungleichgewicht zwischen erlebter beruflich geforderter Leistung und dafür erhaltener Belohnung oder Wertschätzung
  • Überstunden
  • Schichtarbeit, gesundheitsgefährdend sind vor allem Abend- und Nachtschichten
  • Rollenstress
  • aggressives Verhalten am Arbeitsplatz und
  • Arbeitsplatzunsicherheit
Als zehnten und elften Belastungsfaktor nennt die Studie die Kombination von geringem Handlungsspielraum und hoher Arbeitsintensität sowie die Kombination von geringem Handlungsspielraum und hoher Arbeitsintensität bei zugleich geringer sozialer Unterstützung.

„Bei psychischen Belastungen ist die Gestaltung der Bedingungen hin zu guter Arbeit kaum ein Kostenfaktor, sondern erfordert ‚nur‘ ein Umdenken. Allerdings gewinnen Unternehmen, die sich hier engagieren, da Arbeit effizienter wird und die Mitarbeiter oft selbst lernen, motivierter zu arbeiten und so ihre Gesundheit zu erhalten“, sagte Franz Knieps, Vorstand des BKK Dachverbandes. Die Studie liefere evidenzbasierte Nachweise, die bei der Konzipierung künftiger Projekte zum betrieblichen Gesund¬heitsmanagement mit Blick auf die psychische Gesundheit der Arbeitnehmer eine wichtige Rolle spielen werden, so Knieps.

/dpa© hil/aerzteblatt.de, 25. Mai 2016
Wie steht es um das Wohlbefinden von Führungskräften?

Organisieren, koordinieren, Verantwortung tragen – Führungskräfte müssen viel leisten und ein verlässlicher Faktor für Unternehmen und Mitarbeitende sein. Da spielt ihre Gesundheit eine entscheidende Rolle. Erkenntnisse über das Wohlbefinden von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gibt es in der Wissenschaft bereits. Weniger bekannt ist, wie es um das Wohlbefinden von Führungskräften steht und wie sich das auf ihren Führungsstil auswirkt. Ein Forschung-steam von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU), der Goethe-Universität Frankfurt am Main und der Universität Koblenz-Landau veröffentlichte kürzlich eine Metastudie über dieses Zusammenspiel im Fachjournal Work & Stress.

Wohlbefinden und Führungsstil hängen zusammen.

„Für den Zusammenhang zwischen dem Führungsverhalten von Führungskräften und ihrem eigenen Wohlbefinden nahmen wir an, dass die Art, wie sie ein Team anleiten dann positiv ausfällt, wenn sie zufrieden sind und es ihnen gut geht. Das erleichtert dann wiederum, positives Führungsverhalten zu zeigen“, sagt Ko-Autorin Professorin Claudia Buengeler vom Kieler Institut für Betriebswirtschaftslehre. Die Metastudie bestätigt die Annahmen des Forschungsteams, dass ein hohes Wohlbefinden mit konstruktivem Führungsverhalten in Zusammenhang steht. Ferner fand das Team heraus, dass gestresste, emotional erschöpfte und von Burnout bedrohte Vorgesetzte zu einem eher negativen Führungsstil neigen beziehungsweise, dass negatives Führen mit einem geringeren Wohlbefinden in Zusammenhang steht.

Theoretische und empirische Erkenntnisse miteinander verknüpfen.

Für die Metastudie hat das Forschungsteam zunächst die wichtigsten Theorien über den Zusammenhang zwischen dem Wohlbefinden von Führungskräften und ihrem Führungsstil aus insgesamt 88 Forschungsarbeiten zusammengetragen und neu bewertet. Anschließend haben sie die Ergebnisse dieser Studien, in denen über 12.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer befragt wurden, statistisch zusammengefasst. Dieses Vorgehen erlaubt, den Forschungsstand eines Forschungsfeldes sowohl theoretisch als auch empirisch zu integrieren und somit einen hohen Erkenntnisgewinn zu generieren.

Es gibt drei Arten von konstruktiven Führungsstilen:

Um eine Führungsrolle erfolgreich auszuüben, kann der Teamleiter oder die Teamleiterin beziehungsorientiert, veränderungsorientiert oder aufgabenorientiert führen. Die beziehungsorientierte Herangehensweise zeichnet sich durch das Schaffen einer positiven Arbeitsbeziehung – durch ein Geben und Nehmen zwischen Führungskraft und Mitarbeitenden – aus. Dabei stehen die Bedürfnisse der Mitarbeitenden im Fokus; sie fühlen sich unterstützt. Veränderungsorientiert (zum Beispiel durch transformationale Führung) geht vor, wer seine Mitarbeitenden aus eigenem Antrieb heraus (also intrinsisch) motiviert, über sich selbst hinauszuwachsen und Veränderungen offen gegenüber zu stehen. Beim aufgabenorientierten Vorgehen (etwa durch transaktionale oder direktive Führung) macht die Führungskraft klare Vorgaben und überwacht die Zielerreichung.

„Wir konnten feststellen, dass alle drei konstruktiven Führungsstile einen positiven Zusammenhang mit dem Wohlbefinden der Führungskräfte aufweisen“, sagt Buengeler. „Den stärksten Einfluss hat der veränderungsorientierte Ansatz, den zweitstärksten der beziehungsorientierte, gefolgt von der aufgabenorientierten Herangehensweise. Umgekehrt gehen wir davon aus, dass sich ein hohes Wohlbefinden positiv auf das von Führungskräften gezeigte Führungsverhalten auswirkt.“

Destruktive Führung begünstigt schlechtes Wohlbefinden

Unter destruktiver Führung leiden beispielsweise die Arbeitszufriedenheit, das Engagement sowie das Wohlbefinden der Mitarbeitenden – Stress wird dadurch auch bei den Führungskräften verstärkt. Destruktive Führung beinhaltet neben einem aktiv destruktiven Stil (zum Beispiel despotisches oder autokratisches Verhalten, psychischer Missbrauch, Mobbing) auch passives Führungsverhalten.

Passives Verhalten äußert sich zum Beispiel in einer Laissez-faire-Führung. Das Problem hier: Die Führungskraft führt ihre Mitarbeitenden nicht, setzt keine Grenzen, nimmt ihnen keine Entscheidungen ab oder ist einfach nicht für sie da. Das Forschungsteam konnte zeigen, dass aktiv destruktive Führung zwar stärker negativ mit dem Wohlbefinden der Führungskräfte in Zusammenhang steht als passive Führung. Dennoch wirkt auch passive Führung keineswegs neutral, sondern negativ auf ihr Wohlbefinden. Da das Verhalten von Führungskräften wiederum das Wohlbefinden von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beeinflusst, sind die Vermeidung von destruktivem Führungsverhalten sowie die Stärkung des Wohlbefindens von Führungskräften wichtige Ansatzpunkte für ein nachhaltiges Gesundheitsmanagement in Unternehmen.
Bewusstsein schaffen und Maßnahmen entwickeln

Bewusstsein schaffen und Maßnahmen entwickeln

Das Ziel der Studie ist zum einen, ein Bewusstsein in der Gesellschaft dafür zu schaffen, dass das Wohlbefinden von Führungskräften ebenso wichtig ist wie das der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sie anleiten. Zum anderen geht es darum, negative Verhaltensmuster zu erkennen, diese zu durchbrechen und sie langfristig zu verändern. „Um strukturelle Maßnahmen zu schaffen, die den Führungskräften helfen, ihre Rolle effektiv auszuüben, muss zunächst klar sein, was bei schlechtem Wohlbefinden tatsächlich helfen kann“, meint Buengeler. „Neben gezielten Trainingsmaßnahmen für Führungskräfte sind Unternehmen auch gefragt, mehr Freiräume zu schaffen und Zeit einzuräumen, damit Führungskräfte ihre Rolle reflektierter und aktiver wahrnehmen können.“

Quelle: Wirtschafts-Psychologie aktuell / Antonia J. Kaluza /18. Juli 2019
Die Mehrheit der Deutschen hat Angst vor Arbeitsunfähigkeit

Ein Arbeitsplatz bedeutet für viele Deutsche nicht automatisch Sicherheit. Im Gegenteil: Viele fürchten sich, ihren Job durch die eigene physische oder psychische Unfähigkeit wieder zu verlieren. Diese Angst spiegelt sich auch beim Thema Rente wider.
Eine Mehrheit der Deutschen hat große oder sehr große Angst vor der Arbeitsunfähigkeit. 34 Prozent fürchten sich davor, ihren Beruf wegen Krankheit nicht mehr richtig ausüben zu können, wie aus einer Forsa-Umfrage im Auftrag der Gothaer Versicherung hervorgeht. Weitere 23 Prozent haben die Sorge, ihrem Beruf aus Überforderung nicht mehr richtig nachgehen zu können.
Vor allem Frauen machen sich demnach Gedanken über eine mögliche Arbeitsunfähigkeit. 68 Prozent fürchten, ihren Beruf aufgeben zu müssen. Bei den Männern sind es insgesamt 49 Prozent.
Basis der Umfrage war die Frage, welche Entwicklungen den Teilnehmern in Bezug auf ihr eigenes Leben Sorgen bereiten. Für die Studie wurden vom 13. bis zum 26. Juni 1001 zufällig ausgewählte abhängig Beschäftigte befragt. Rund die Hälfte aller Befragten geht einer körperlichen Tätigkeit nach.
Quelle: n-tv 7.8.19
DAK-Psychoreport 2019:
dreimal mehr Fehltage als 1997

Langzeit-Analyse zeigt: Krankmeldungen wegen Depressionen am häufigsten

In Deutschland fehlte im vergangenen Jahr jeder 18. Arbeitnehmer wegen einer psychischen Erkrankung im Job. Ausgehend von den Daten der DAK-Gesundheit waren damit hochgerechnet 2,2 Millionen Menschen betroffen. Seit 1997 hat sich die Anzahl der Fehltage, die von Depressionen oder Anpassungsstörungen verursacht werden, mehr als verdreifacht. Am häufigsten fehlen Arbeitnehmer mit der Diagnose Depression.  Fehltage wegen Anpassungsstörungen stiegen in den vergangenen Jahren besonders deutlich an. Das sind zentrale Ergebnisse des Psychoreports 2019 der DAK-Gesundheit.

Der aktuelle DAK-Psychoreport ist eine Langzeit-Analyse, für die das IGES Institut die anonymisierten Daten von rund 2,5 Millionen erwerbstätigen Versicherten ausgewertet hat. Demnach erreichten die Krankschreibungen von Arbeitnehmern aufgrund von psychischen Leiden im Jahr 2017 mit 250 Fehltagen pro 100 Versicherte einen Höchststand. 2018 gingen sie erstmals leicht um 5,6 Prozent auf 236 Fehltage pro 100 Versicherte zurück. Seelenleiden lagen damit im vergangenen Jahr bundesweit auf dem dritten Platz der Krankheitsarten.

Depressionen mit den meisten Fehltagen

Der Blick auf die Einzel-Diagnosen zeigt, dass Depressionen und Anpassungsstörungen nach wie vor die meisten Ausfalltage verursachen. 2018 gingen 93 Fehltage je 100 Versicherte auf das Konto von Depressionen, bei den Anpassungsstörungen waren es 51. Auf Platz drei rangieren neurotische Störungen mit 23 Fehltagen je 100 Versicherte. Angststörungen kommen auf 16 Fehltage je 100 Versicherte.

Der aktuelle DAK-Psychoreport zeigt auch, dass vor allem Ausfalltage wegen Anpassungsstörungen in den vergangenen Jahren rasant zugenommen haben: Seit 2000 haben sie sich fast verdreifacht – auf jetzt 51 Fehltage je 100 Versicherte. DAK-Vorstandschef Andreas Storm führt diese Entwicklung auch auf einen offeneren Umgang mit psychischen Erkrankungen zurück, denn aus wissenschaftlicher Sicht sind diese seit Jahrzehnten in der Bevölkerung nahezu gleich verbreitet. „Vor allem beim
Arzt-Patienten-Gespräch sind psychische Probleme heutzutage kein Tabu mehr“, so Storm. „Deshalb wird auch bei Krankschreibungen offener damit umgegangen.“ In Betrieben sehe dies aber oft noch anders aus. Storm fordert deshalb: „Auch Arbeitgeber müssen psychische Belastungen und Probleme aus der Tabuzone holen und ihren Mitarbeitern Hilfe anbieten.“

Burnout wird wieder öfter diagnostiziert

Seit 2012 hat die Zusatzdiagnose Burnout im Krankheitsgeschehen deutlich an Relevanz verloren. So halbierte sich die Anzahl der Fehltage in den vergangenen sechs Jahren nahezu. Allerdings wurde Burnout 2018 im Vergleich zum Vorjahr wieder etwas öfter auf Krankschreibungen notiert (5,3 Fehltage je 100 Versichert zu 4,6 Fehltage je 100 Versicherte). Beim Blick auf das Alter fehlten Arbeitnehmer „60plus“ mit neun Fehltagen je 100 Versicherte am meisten wegen Burnout im Job. Insgesamt steigen die Fehltage aufgrund von Burnout mit dem Alter an. Erst vor kurzem hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Burnout als Syndrom eingestuft. Dieses entstehe aufgrund von chronischem Stress am Arbeitsplatz, der nicht erfolgreich verarbeitet werde.

Besonders viele Fehltage bei Frauen

Wie der DAK-Report zeigt, nimmt die Zahl der Fehltage für psychische Erkrankungen bei beiden Geschlechtern mit dem Alter kontinuierlich zu. Frauen waren 2018 knapp doppelt so oft wegen Seelenleiden krankgeschrieben als ihre männlichen Kollegen (298 Fehltage je 100 Versicherte gegenüber 183 Fehltage bei Männern).

Psychische Erkrankungen besonders in der öffentlichen Verwaltung verbreitet

Die Branchen „Öffentliche Verwaltung“ sowie „Gesundheitswesen“ weisen überproportional viele Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen auf. So verursachten 100 Beschäftigte in der Öffentlichen Verwaltung im Jahr 2018 358 Fehltage. Im Gesundheitswesen waren es 321 Ausfalltage. Im Schnitt über alle Branchen hinweg kam es zu knapp 236 Fehltagen.

Saarland bei Fehltagen vorn, Schlusslicht Bayern

Bei den Fehltagen durch psychische Erkrankungen gibt es deutliche regionale Unterschiede: Während im Saarland im vergangenen Jahr 312 Fehltage je 100 Versicherte mit den entsprechenden Diagnosen begründet wurden, waren es in Bayern lediglich 193. Auch die Baden-Württemberger blieben mit 214 Fehltagen je 100 Versicherte vergleichsweise selten mit psychischen Problemen der Arbeit fern. Bremen und Berlin belegen mit 218 und 279 Fehltagen je 100 Versicherte die Plätze zwei und drei der Statistik. Die ostdeutschen Bundesländer bewegen sich bei den Ausfalltagen aufgrund von psychischen rkrankungen im Mittelfeld.

Quelle: DAK-Report 2019 / Jörg Badonowitz, Chef-Pressesprecher / 25.7.19
Die besten Chefs der Welt tun diese 10 Dinge – laut Google

Google-Chef Sundar Pichai weiß, was gute Führungskräfte ausmachen.

Was macht eigentlich gute Führungskräfte aus? Dieser Frage ist Google im Project Oxygen nachgegangen. Zehn Verhaltensweisen wurden identifiziert.
Unternehmen können Unmengen an Geld für Recruiting und Employer-Branding ausgeben, doch sobald ein Vorgesetzter ein Idiot ist, verlassen die Mitarbeiter die Firma bei der ersten Chance, die sie bekommen. Das ist die bittere Wahrheit. Aber was muss eine Führungskraft können, um Vertrauen aufzubauen und Mitarbeiter dazu zu inspirieren, die besten Versionen ihrer selbst zu werden? Seit mehr als zehn Jahren hat Google unter dem Codenamen Project Oxygen erforscht, was die perfekte Führungskraft ausmacht.

10 Dinge, die gute Führungskräfte ausmachen

Google hat geforscht und zehn Verhaltensweisen guter Führungskräfte ausgemacht.

1. Ist ein guter Trainer
Anstatt jedes Problem selbst zu lösen, nutzen die besten Führungskräfte die Herausforderungen als Unterrichtsmomente, so Google. Sich Zeit nehmen, das Problem gemeinsam identifizieren und nach Lösungsansätzen zu suchen, hilft den Mitarbeitern, auch künftig nach ähnlichen logischen Mustern zu denken. Gute Führungskräfte leiten ihre Teams und geben bei Bedarf tiefere Einblicke in die Sache an sich. So kann das Team wertvolle Erfahrungen sammeln und weiter wachsen.

2. Ermächtigt das Team und vermeidet Mikromanagement
Gute Manager und Managerinnen geben ihren Mitarbeitern die Freiheit, nach der sie sich sehnen: Freiheit, ihre Ideen zu erforschen, kluge Risiken einzugehen und auch Fehler zu machen. Sie stellen zudem die physischen Tools bereit, die ihre Mitarbeiter benötigen, und ermöglichen flexible Zeitpläne und Arbeitsumgebungen, heißt es vonseiten Googles. Das Ziel: Zum einen sollen Führungskräfte nicht in die Mühle übertriebener Detailorientierung geraten. Zum anderen sollen Mitarbeiter selbstständiger werden.

3. Schafft ein Umfeld, das Erfolg und Wohlbefinden vereint
Google glaubt, dass der Schlüssel zu guter Teamarbeit in der Schaffung einer „psychologisch sicheren“ Umgebung liegt. Mitarbeiter müssen davon ausgehen können, dass niemand im Team andere Kollegen in Verlegenheit bringt oder bestraft, wenn sie einen Fehler gemacht haben. Andernfalls werden sie ihn nicht eingestehen oder versuchen sogar, ihn zu vertuschen. Eine Umgebung, die denunziert, führt dazu, das keine Fragen gestellt oder neue Ideen vorgelegt werden. Teams leben von Vertrauen – und gute Führungskräfte helfen, Vertrauen aufzubauen.

4. Ist produktiv und ergebnisorientiert
Die besten Manager und Managerinnen sind mehr als nur Alphatiere – sie verbessern auch ihre Teamkollegen. Sie tun das, indem sie das richtige Beispiel setzen und sich, wenn nötig, auch mal die Finger schmutzig machen. Sie haben keine Angst, die Ärmel hochzukrempeln und zu helfen – und das motiviert ihr Team. Anstatt also nur aus dem Glaseckbüro darauf hinzuwirken, dass Ziele erreicht werden, sei es von großer Bedeutung, auch selbst einmal eine Hierarchiestufe abzusteigen, und am operativen Geschäft teilzunehmen.

5. Ist ein guter Kommunikator, hört zu und teilt Informationen
Die besten Führungskräfte sind gute Zuhörer, sagt Google. Diese Fähigkeit hilft ihnen, ihre Teams besser zu verstehen und ein angemessenes Einfühlungsvermögen zu zeigen. Darüber hinaus erkennen gute Manager und Managerinnen, dass Wissen eben Macht ist. Deshalb sind sie transparent und bereit, wichtige Informationen mit ihren Teams zu teilen, damit die Mitarbeiter in der Lage sind, das Warum hinter dem Was zu erkennen. Nicht sei schlimmer als ein „Niemand versteht, was die da oben wollen“-Gefühl.

6. Unterstützt die Karriereentwicklung und gibt Feedback
Großartige Führungskräfte ermutigen ihre Mitarbeiter, indem sie aufrichtiges und spezifisches Lob aussprechen. Aber sie haben auch keine Angst davor, kritisches Feedback auf taktvolle und konstruktive Weise zu geben. Manager und Managerinnen investieren auch in ihre Mitarbeiter, indem sie ihnen helfen, ihre persönlichen Karriereziele zu erreichen. Auf diese Weise motivieren sie ihre Teams natürlich, auch etwas zurückzugeben. Dankbarkeit ist ein guter Motivator!

7. Hat eine klare Vision für das Team
Die perfekte Führungskraft weiß genau, an welchem Punkt sich das Team gerade befindet, wohin es sich bewegt und was es tun muss, um gesteckte Ziele zu erreichen. Durch transparente und motivierende Kommunikation halten Manager und Managerinnen das Team ständig auf Kurs. Sie stellen auch sicher, dass jedes Teammitglied die individuelle Rolle bei der Umsetzung der Vision und der damit im Zusammenhang stehenden Strategie versteht.

8. Verfügt über technische Fähigkeiten, um das Team zu beraten
Gute Manager und Managerinnen verstehen die Aufgaben ihrer Mitarbeiter, einschließlich ihrer alltäglichen To-dos und Herausforderungen. Wenn die Führungskraft in eine neue Abteilung versetzt wird, nimmt sie sich deshalb auch Zeit, sich über die Abläufe zu informieren und Vertrauen aufzubauen, bevor er oder sie drastische Änderungen vornimmt, Ratschläge erteilt oder neue Zielvereinbarungen durchgibt. Es sei von enormer Bedeutung, dass ein Vorgesetzter auch das Handwerk versteht und nicht nur die Zahlen liest.

9. Arbeitet effektiv zusammen
Schlechte Manager beziehungsweise Managerinnen sehen ihr Team als ein Silo, das gegen andere Teams innerhalb desselben Unternehmens arbeitet oder sie im schlimmsten Fall sogar sabotiert. Im Gegensatz dazu sehen gute Führungskräfte das große Ganze. Sie arbeiten für das Wohl des gesamten Unternehmens und ermutigen ihre Teams, dasselbe zu tun – auch wenn der Erfolg der Abteilung dann vergleichsweise geringer ausfällt. Einzelspieler seien in einer auf Kollaboration ausgelegten Unternehmenskultur toxisch.

10. Fürchtet keine Entscheidungen
Großartige Manager und Managerinnen sind nicht impulsiv, aber sie sind entscheidend. Nachdem sie die Fakten kennengelernt und die Gedanken und Perspektiven ihrer Teams bedacht haben, bewegen sie die Dinge vorwärts und verharren nicht in Stillstand – auch wenn das eine Entscheidung erfordert, die nicht jeder gutheißen wird. Wenn die Faktenlage ausreichend analysiert ist, handeln gute Führungskräfte, und sitzen Herausforderungen nicht einfach aus.

Quelle: t-online.de  20.06.2019
Psychische Belastung fällt bei Gefährdungsbeurteilung oft unter den Tisch

Stuttgart – Psychische Belastungen am Arbeitsplatz fallen bei der gesetzlich vorgeschriebenen Gefährdungsbeurteilung oft durchs Raster. Das hat eine Forsa-Umfrage im Auftrag der Dekra unter rund 300 mittelständischen Betrieben ergeben. Demnach führen nur vier von zehn Unternehmen (41 Prozent) eine Gefährdungs¬beurteilung zu psychischen Belastungen für die Beschäftigten durch.

Tendenziell sind sich mittlere und größere Betriebe den Risiken psychischer Belastungen dabei offenbar deutlicher bewusst als kleine Unternehmen: während 73 Prozent der befragten Mittelständler mit 250 bis 500 Mitarbeitern laut Umfrage eine Gefährdungsbeurteilung zu psychischen Belastungen für die Beschäftigten vornehmen, gaben das lediglich 37 Prozent der Kleinbetriebe (mehr als 50 Mitarbeiter) an.

Unternehmen, die für alle Arbeitsplätze eine allgemeine Gefährdungsbeurteilung durchgeführt haben, haben überdurchschnittlich häufig auch eine Gefährdungs¬beurteilung zu psychischen Belastungen für die Beschäftigten vorgenommen.

„Chronischer psychischer Stress kann sich individuell sehr unterschiedlich auswirken. Die Folgen können Burnout, Depression oder Rückenleiden sein – dies sind die Gründe für die längsten krankheitsbedingten Fehlzeiten von Mitarbeitern“, warnte Karin Müller, Leiterin des Bereichs „Mensch & Gesundheit“ bei der Dekra. Auch die Wahrscheinlich¬keit von Unfällen wachse dadurch.

Quelle: Ärzte-Blatt, 3. Januar 2019 /shefkate, stockadobecom
Autoimmunerkrankungen: Stress macht mürbe

Seit Jahren nehmen die stressbedingten Krankschreibungen zu. An sich ist Stress nicht schädlich. Über Wochen und Monate aber kann er krank machen: Dauergestresste bekommen häufiger Herzprobleme und Rheuma. Warum, ist rätselhaft.

Stress ist zuallererst ein Gefühl. Das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren, keinen Handlungsspielraum zu besitzen, sein eigenes Leben nicht mehr im Griff zu haben. Egal ob Führungsperson, Alleinerziehende, Schüler, Studentin oder jemand, der keine Arbeit findet und am Monatsende ständig das Geld zählen muss: "Menschen empfinden Stress meist in unvorhersehbaren Situationen. Sie zu meistern, übersteigt dann die eigenen Ressourcen", sagt Christian Otte, stellvertretender Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Charité Berlin.

Rund jeder fünfte Deutsche über 18 Jahre fühlt sich häufig gestresst. Viele haben den Eindruck, dauernd den eigenen Ansprüchen hinterherzulaufen und zu viele Verpflichtungen zu haben. Auch in der Freizeit gibt es Stress, zum Beispiel wenn nebenher ständig neue Nachrichten auf dem Handybildschirm blinken, die Familie nach einem ruft oder der Haushalt wartet. Seit Jahren nehmen die stressbedingten Krankschreibungen zu (TK-Stressstudie, 2016). Viele davon werden ausgestellt wegen psychischer Beschwerden, wegen Burn-out oder Belastungsstörungen. Im Körper kann Stress auf Dauer Spuren hinterlassen. Er trifft das Herzkreislaufsystem und könnte – wie neue Studien zeigen – sogar Autoimmunerkrankungen wie Multiple Sklerose oder Rheuma begünstigen.

Wie kommt es dazu? Was löst Stress im Körper aus? Und warum ist es für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler so schwer, die biologischen Mechanismen von Stress zu ergründen?

Das Herz pumpt schneller, die Angst nimmt zu

Ist eine Situation als stressig identifiziert, schaltet der Körper in den Alarmmodus. Angeregt durch die Nervenstränge des sympathischen Nervensystems im Rückenmark schüttet die Nebenniere Adrenalin und Noradrenalin aus. Die beiden Hormone sorgen dafür, dass sich die Atemwege weiten und die Lungen mehr Sauerstoff aufnehmen. Die Atmung beschleunigt sich, das Herz pumpt schneller, die Blutgefäße verengen sich, der Blutdruck nimmt zu und die Durchblutung von Gehirn und Muskeln steigt. Noradrenalin macht als Neurotransmitter zudem ängstlicher und aufmerksamer. Die Nebennieren produzieren außerdem ein anderes, für die Stressantwort wichtiges Hormon, Cortisol. Cortisol tut zwei Dinge: Es stellt dem Körper Energie zur Verfügung, indem es den Blutzuckerspiegel erhöht und Fettsäuren ins Blut schleust. Und es unterdrückt die Immunabwehr. Die Abwehr potenziell krank machender Viren und Bakterien wird also kurzzeitig auf später verschoben.
Verschwindet der Stress, normalisieren sich die Hormonspiegel und damit auch der Stoffwechsel und das Herzkreislaufsystem. Stress an sich ist also nicht schädlich, erklärt Gernot Langs, Chefarzt für Psychosomatik an der Schön Klinik in Bad Bramstedt und Experte für Stresserkrankungen. "Zum Problem wird er tatsächlich erst, wenn er uns dauerhaft begleitet und chronisch wird." Und mit chronisch meint Langs Stress, der über Wochen und Monate mehrere Stunden pro Tag auf eine Person einwirkt. Evolutionär ist Stress eigentlich dafür da, den Körper kurzfristig für Gefahren fit zu machen. Er sollte aber nicht zum Lebensbegleiter werden.

Erst Stress, dann Herzinfarkt und Schlaganfall

"Sind Pulsfrequenz und Blutdruck dauerhaft erhöht, kann das Herz und Gefäße schädigen und damit das Risiko für Herzkreislauferkrankungen erhöhen", sagt Chefarzt Langs. Zu diesem Schluss kommt auch eine schwedische Beobachtungsstudie (BMJ: Song et. al., 2019). Die Forscherinnen und Forscher begleiteten mehr als 130.000 Personen mit einer stressbedingten Erkrankung – die Diagnosen reichten von Stressreaktionen bis hin zur posttraumatischen Belastungsstörungen – über einen Zeitraum von 27 Jahren und verglichen sie mit 170.000 Geschwistern und 1,3 Millionen nicht gestressten Kontrollpersonen. Das Ergebnis: Die Gestressten bekamen deutlich häufiger Herzkreislaufprobleme wie Herzrhythmusstörungen, Schlaganfälle und Herzinfarkte.

Darauf, welche Rolle das Immunsystem dabei spielen könnte, weist eine Untersuchung hin, die im Fachblatt Nature Medicine erschien (Heidt et. al., 2014). Die Versuchsgruppe waren 29 Ärztinnen und Ärzte, die auf einer Intensivstation in Boston besonders stressige Arbeit verrichteten. Mithilfe von Fragebögen maßen die Wissenschaftler, wie stressig die Mitarbeiter ihren Alltag bewerteten, außerdem entnahmen sie ihnen Blut und untersuchten es auf gängige Immunsystemmarker. Und tatsächlich: je gestresster die Ärzte, desto mehr Leukozyten fanden sich in ihrem Blut. Diese weißen Blutkörperchen sind für die Abwehr von Krankheitserregern zuständig. Gibt es jedoch zu viele von ihnen, können sie an den Gefäßinnenwänden Entzündungen auslösen und die Arterien verstopfen, was wiederum das Risiko eines Schlaganfalls oder Herzinfarkts erhöht. Ein Versuch mit Mäusen bestätigte den Zusammenhang von Stress und Leukozyten.

Große Beobachtungsstudien zeigen, wie wichtig die Prävention ist

Auch wenn eine Studie an 29 Versuchspersonen in der Wissenschaft höchstens ein Anfang ist, und sich der permanente Stress von Führungspersonen oder Alleinerziehenden im Mausmodell genauso wenig nachbauen lässt, wie das Ohnmachtsgefühl eines Menschen, der seit Jahren unter Geldnot leidet: Es wird immer deutlicher, dass Stress und Immunfunktion sich gegenseitig beeinflussen (Current Opinion in Psychology: Morey et al., 2015). So zeigen aktuelle Studien mit vielen tausend Probanden, dass Menschen, die unter Stresserkrankungen leiden, auch häufiger eine Schuppenflechte, Morbus Crohn oder Multiple Sklerose haben (Annals of the New York Academy of Sciences: Boscarino, 2004, JAMA: Song et. al., 2018). Eine Autoimmunerkrankung also, bei der das Immunsystem körpereigene Zellen angreift und chronische Entzündungen auslöst.

Nur wie lässt sich dieser Zusammenhang erklären? "Herauszufinden, wie genau Stress unseren Körper schädigt, ist tatsächlich schwierig", sagt Stefan Gold, Professor für Neuropsychiatrie an der Charité in Berlin und Arbeitsgruppenleiter am Institut für Neuroimmunologie an der Universitätsklinik Hamburg.
Eine Möglichkeit könnte sein, dass chronisch gestresste Menschen nicht etwa besonders viel des Stresshormons Cortisol im Blut haben, sondern eher zu wenig. Darauf deuten zumindest Studien mit Menschen hin, die an einer posttraumatischen Belastungsstörung leiden (zum Beispiel Psychoneuroendocrinology: Stalder et al., 2017). Dass Autoimmunerkrankungen häufiger Gestresste treffen, könnte also daher kommen, dass deren Immunsystem durch den niedrigen Cortisolspiegel nicht hinreichend gebremst wird. Wie es jedoch dazu kommt, dass die Cortisolspiegel überhaupt so niedrig sind, ist unklar.

Das Immunsystem entkoppelt sich von den Hormonen

Die Idee, dass niedrige Cortisolspiegel die Verbindung zwischen Stress und Autoimmunerkrankungen sind, ist außerdem nur eine von vielen Theorien, sagt Neurowissenschaftler Gold. Studien, an denen Gold selbst beteiligt war, legen eher nahe, dass es zu einer Art Entkopplung des Immunsystems kommt (Journal of Clinical Endocrinology and Metabolism: Gold et al., 2012): "Das Immunsystem lässt sich dann nicht mehr mittels Hormonen regulieren", sagt er. Die ausgeschütteten Stresshormone erzielen im Immunsystem kaum noch Wirkung. Ob diese oder andere durch Stress ausgelöste Mechanismen tatsächlich für die Ausbildung von Autoimmunerkrankungen verantwortlich sind, ist allerdings noch unklar. "Über einen längeren Zeitraum wurde dies noch nicht untersucht", so Gold.
Bei den Studien zu chronischem Stress und Autoimmunerkrankungen ist auch deshalb Vorsicht geboten, weil es sich bisher vor allem um Beobachtungsstudien handelt. Und aus Beobachtungsstudien lässt sich nicht so einfach ein kausaler Zusammenhang ableiten. So könnte der Stress auch dazu geführt haben, dass die Betroffenen anfingen, sich schlechter zu ernähren oder zu rauchen – und ihr Verhalten so eine Autoimmunerkrankung begünstigt hat. Selbst ein umgekehrter Zusammenhang scheint möglich: Eine noch unentdeckte Autoimmunerkrankung fördert Entzündungsprozesse im Körper, was die Betroffenen Stress stärker wahrnehmen lässt.
Um zu verstehen, ob Stress wirklich Entzündungen fördert, untersuchten Medizinerinnen und Mediziner deshalb 121 Menschen, die die autoimmune Nervenkrankheit Multiple Sklerose (MS) hatten (Neurology: Mohr et al., 2012). Eine Hälfte von ihnen erhielt über 24 Wochen ein Anti-Stress-Training, die andere setzte ihren Alltag ganz normal fort. Gleichzeitig zählten die Medizinerinnen und Mediziner mit der Magnetresonanztomografie (MRT) nach 8, 16 und 24 Wochen die Anzahl neuer Entzündungsherde im Gehirn und Rückenmark, ein Marker für das Fortschreiten der Krankheit.

Quelle: Die Zeit,  Stella Hombach, 8. Juni 2019
Arbeitsbelastung: Ihr Bürojob bringt Sie noch ins Grab

Nicht nur auf der Baustelle kann die Arbeit gefährlich sein. Wann sind Schreibtischberufe schlecht für die Gesundheit?

Denken wir an Jobs, die schlecht für die Gesundheit sind, fallen den meisten körperliche Berufe ein. Vielleicht der Dachdecker, der in einem unaufmerksamen Moment den Halt verliert. Der Bauarbeiter, der an einer Staublunge stirbt, weil er jahrzehntelang Asbestverseuchte Gebäude saniert hat. Oder die Pflegekraft, die Rückenschmerzen vom vielen Heben bekommt.

Die Risiken körperlicher Arbeit sind bekannt. Doch wer denkt schon bei gefährlicher Arbeit an diejenigen, die täglich in ihrem klimatisierten Büro sitzen und sich höchstens am Druckerpapier schneiden können? Auch im Büroalltag haben wir uns viele Verhaltensweisen angewöhnt, die uns langfristig schaden – teilweise sogar unser Leben verkürzen.

Überstunden können gefährlich werden

Wer zu viel arbeitet, dem könnte das gefährlich werden. Statistisch gesehen steigt das Risiko eines Unfalls am Arbeitsplatz oder auch auf dem Heimweg, je mehr Überstunden ein Arbeitnehmer oder eine Angestellte leistet. Und zwar egal, ob der Arbeitsplatz eine Werkstatt oder ein Bürogebäude ist. Das ergab eine aktuelle Auswertung von mehr als 240 Studien zum Einfluss der Arbeit auf die Gesundheit, die Forscher der Universität Hongkong durchgeführt haben. Mit den Arbeitsstunden steigt laut der Auswertung auch das Risiko für Typ-2-Diabetes und psychische Probleme wie Depressionen oder Angstzustände. Wer länger arbeitet, lebe demnach insgesamt ungesünder: Vielarbeiter würden häufiger rauchen, mehr Alkohol trinken, sich schlechter ernähren und sich weniger bewegen.
Wer am Tag besonders lange arbeitet, schläft außerdem oft schlecht. Und Schlafstörungen tragen wiederum dazu bei, dass mehr Unfälle passieren: Die lange Zeit am Arbeitsplatz macht müde, die Konzentration lässt nach. Besonders gefährlich wird es, wenn Arbeitnehmer zwölf oder mehr Stunden am Tag oder mehr als 60 Stunden die Woche arbeiten. In einer Studie von 2005 berechneten US-amerikanische Forscherinnen und Forscher der Massachusetts Medical School, dass Berufstätige, die regelmäßig Überstunden machen, einem um 61 Prozent höheren Verletzungsrisiko ausgesetzt sind.

Auch für diejenigen, die trotz Überstunden keinen Unfall bauen, erhöhen sich die Gefahren für die Gesundheit. Für alle, die die gesetzliche Arbeitszeit von acht Stunden am Tag regelmäßig überschreiten und mehr als 55 Stunden die Woche arbeiten, steigt das Risiko, einen Schlaganfall oder Herzinfarkt zu bekommen. Das ist das Ergebnis einer Studie, die 2015 im medizinischen Fachblatt The Lancet erschien.

Stress erhöht das Risiko für Herzinfarkte

Wenn der Arbeitstag nicht nur lang ist, sondern zudem stressig, belastet das zusätzlich die Gesundheit. Je häufiger und länger Berufstätige gestresst sind, desto mehr Mühe haben sie, sich von den Anforderungen des Jobs zu erholen. Der Körper bleibt dauerhaft in Alarmbereitschaft, das Herz schlägt schneller, der Blutdruck steigt. Auch für gestresste Arbeiterinnen und Arbeiter steigt das Risiko, eine Herzkrankheit oder einen Schlaganfall zu bekommen. Das zeigt eine Metaauswertung von 27 Studien, die in Japan, Europa und den USA durchgeführt wurden.
Dabei gibt es ein kleines Detail, das den angeschlagenen Arbeitszombie vom energischen Vielarbeiter unterscheidet: Wenn die Arbeit überfordert – also wenn die Ansprüche stets hoch sind und die Möglichkeiten, diesen gerecht zu werden, gering – ist der Stress schädlich. Es gibt aber auch positiven Stress: Leute die eine anspruchsvolle Aufgabe haben, sich dieser dennoch gewachsen fühlen, müssen sich weniger Sorgen um ihre Gesundheit machen – sogar wenn sie dafür oft unter Strom stehen.

Je länger und häufiger man arbeitet, desto mehr Erholung braucht man

Je häufiger Menschen ihre Arbeit mit nach Hause nehmen, desto seltener haben sie die Möglichkeit, den Job auszublenden. Wenn Arbeitnehmer auch nach Feierabend berufliche E-Mails beantworten, schon mal den nächsten Arbeitstag vorbereiten oder etwa Telefonate mit Vorgesetzten führen, hat das spürbare Folgen: In einer repräsentativen Befragung der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin berichteten Arbeitnehmer, die noch nach Feierabend für Anfragen erreichbar waren, häufiger von Beschwerden wie Rückenschmerzen, Schlafstörungen oder Niedergeschlagenheit als Angestellte, die nach Feierabend nicht mehr Kollegen und Chefinnen zur Verfügung standen.
"Es reicht schon, wenn ich weiß, dass ich kontaktiert werden könnte. Dann habe ich es schwerer, mich gedanklich von der Arbeit zu lösen", sagt Nils Backhaus von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin. Er forscht unter anderem dazu, wie sich Arbeitszeit auf die Gesundheit auswirkt, und betont: Je länger und häufiger man arbeitet, desto mehr Zeit sei nötig, um sich davon zu erholen. Ab einem gewissen Pensum steige die benötigte Erholungszeit exponentiell.

Wer weniger urlaubt, stirbt früher

Auch beim Thema Urlaub können fleißige Berufstätige einiges falsch machen. Nämlich: zu wenig davon machen. Einige Studien geben Hinweise darauf, dass Menschen, die weniger Urlaub machen, früher sterben als Vielurlauber – egal, ob sie zuvor auf einen gesunden Lebensstil geachtet hatten oder nicht. Diesen Zusammenhang entdeckten erstmals Forschende der Universität Helsinki, die eigentlich das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei rund 1.200 finnischen Geschäftsmännern untersuchten.
Fünf Jahre lang hatten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beobachtet, wie die Männer lebten, sich ernährten und bewegten. Das Ergebnis: Gerade von den Probanden, die sich gut ernährten und auch sonst eher gesund lebten, waren deutlich mehr gestorben als erwartet. Und die hatten eines gemeinsam: Sie hatten deutlich seltener Urlaub genommen als der Rest. Final belegen konnten weitere Studien diesen Zusammenhang bisher nicht. Das könnten erst Studien, die deutlich mehr Probanden hätten und auch weibliche Arbeitnehmerinnen berücksichtigen würden.

Bitte aufstehen

Lesen Sie diesen Artikel gerade im Sitzen – auf der Arbeit, am Schreibtisch oder in der Bahn nach Hause? Falls ja, sollten Sie jetzt dringend aufstehen. Wir verbringen viel zu viel Freizeit im Sitzen, arbeiten zu viel im Sitzen und dazwischen stehen wir viel zu selten und zu kurz auf. Zu viel Zeit auf Stühlen und Sofas zu verbringen, kann aber zum Problem werden, denn: "Es steigert das Risiko für chronische Erkrankungen sowie das Risiko für eine frühzeitige Sterblichkeit", sagt die Forscherin Ute Latza von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin. Am deutlichsten seien Zusammenhänge mit Sterbefällen durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen und mit Neuerkrankungen von Typ-2-Diabetes erkennbar. Wer mehr als elf Stunden am Tag sitzend verbringt, hat ein 40 Prozent höheres Sterberisiko, als jemand, der weniger als vier Stunden am Tag sitzt. Darauf weist eine Studie australischer Forscher hin.

Gar nicht zu arbeiten ist übrigens ebenfalls ungesund. Es gibt viele Hinweise dafür, dass es oft unsere Arbeit ist, die uns gesund und glücklich macht – sogar wenn es nur ein paar Stunden in der Woche sind. Eine neue Untersuchung von Juni 2019 zeigte beispielsweise, dass schon acht Arbeitsstunden pro Woche reichen, um das psychische Wohlbefinden zu verbessern. Und überhaupt sei gut gestaltete Arbeit eine Ressource, sagt Ute Latza. Arbeitslosigkeit fördere statistisch gesehen gesundheitsgefährdendes Verhalten wie Rauchen oder Alkoholkonsum.

Quelle: Die Zeit, Linda Fischer 13. August 2019
Neue internationale Klassifikation:
WHO definiert Burn-out erstmals als Syndrom

Laut WHO kann chronischer Stress am Arbeitsplatz ein Burn-out auslösen

Burn-out ist von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als Faktor eingestuft worden, der die Gesundheit beeinträchtigen kann. Das Gefühl des Ausgebranntseins resultiere aus chronischem Stress am Arbeitsplatz, der unter anderem zu einer negativen Einstellung zum Job und geringerer Leistungskraft führen könne, lautet ein Teil der nun neuen WHO-Definition. Burn-out sei bisher ohne Definition berücksichtigt gewesen. Jetzt sei der Begriff mit dieser Beschreibung im Katalog der 55.000 Krankheiten, Symptome und Verletzungsursachen aufgelistet, sagte ein Sprecher am Dienstag.

Die WHO hatte zunächst im Fall von Burn-out von einer Krankheit gesprochen, diese Angaben aber am Dienstag präzisiert.

Zuvor hatten die 194 Mitgliedstaaten der WHO eine überarbeitete Version des internationalen Klassifikationssystems der Krankheiten, ICD-11, verabschiedet - eine Art Katalog der anerkannten Krankheiten. Dieser enthält nun auch die Definition und Einschränkungen von Burn-out.

Die bisherige Version des internationalen Klassifikationssystems ist seit Anfang der Neunzigerjahre gültig. Ab Januar 2022 soll der neue Katalog den alten ablösen, ein konkreter Zeitpunkt für die Einführung in Deutschland steht noch nicht fest. Im Verzeichnis stehen Krankheiten, Symptome und Verletzungsursachen - je mit einem spezifischen Code. Mit den Kombinationen aus Buchstaben und Zahlen sollen Ärzte weltweit künftig ihre Diagnosen registrieren und dadurch statistische Untersuchungen leichter machen.

Drei Dimensionen des Burn-outs

Die WHO beschreibt Burn-out als Syndrom aufgrund von "chronischem Stress am Arbeitsplatz, der nicht erfolgreich verarbeitet wird". Das Syndrom hat laut ICD-11 drei Dimensionen:

  •     ein Gefühl von Erschöpfung,
  •     eine zunehmende geistige Distanz oder negative Haltung zum eigenen Job und
  •     ein verringertes berufliches Leistungsvermögen.


Zudem weist die WHO darauf hin, dass der Begriff Burn-out ausschließlich im beruflichen Zusammenhang und nicht "für Erfahrungen in anderen Lebensbereichen" verwendet werden sollte. Bisher war Burn-out unter "Probleme mit Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung" und ohne Verweis auf das berufliche Umfeld im Katalog ICD-10 aufgeführt.

Quelle: Spiegel-online, 27.05.2019
Share by: